„Kein Medikament unmittelbar in Sicht“

Ob sich tatsächlich auf Basis dieser Erkenntnisse ein Medikament gegen Zöliakie finden lässt, muss sich erst noch zeigen – und wird auf jeden Fall dauern. Eventuell erreichen andere Kandidaten eher das Ziel. Nach Angabe Stephanie Baas, ärztliche Beraterin bei der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft, werden bereits Wirkstoffe in klinischen Studien geprüft.

„In der Forschung wird versucht, die Krankheitsaktivität der Zöliakie an vielen verschiedenen Stellen zu unterbrechen“, sagt Baas. Das beginnt sogar an einem Punkt jenseits der Medizin: beim Mehl, das mit Enzymen vorbehandelt oder Bakterien versetzt wird, die das Gluten unschädlich machen.

Es gibt Versuche, den Abbau des Glutens zu verbessern, so dass im Dünndarm nichts mehr ankommt, was die dramatische Körperreaktion auslöst. „Auch die Durchlässigkeit des Darms zu senken, ist ein Ziel, weil es der fortschreitenden Entzündung entgegenwirkt“, sagt Baas. Forscher arbeiten daran, ein Enzym namens Transglutaminase zu hemmen, welches das Gluten im Darm verändert. Und es wird probiert, bestimmte Strukturen in den Darmzellen auszuhebeln, damit das Immunsystem gar nicht erst eingeschaltet wird.

Andere Wissenschaftler setzten auf ein Prinzip, das dem der Hyposensibilisierung von Allergikern ähnelt: Sie versuchen, den Körper gezielt dazu zu bringen, Gluten wieder zu tolerieren.

„Allerdings haben alle Ansatzpunkte auch ihren Haken. Gerade wenn man Strukturen in Zellen blockiert, die vielfältige Aufgaben erfüllen, wird es sicher Nebenwirkungen geben“, sagt Baas. Das gilt sicher auch für eine Blockade für Botenstoffs Interleukin-15.“ Spiegel Online Magazin

Forscher haben kürzlich außerdem zwei Substanzen herausfiltern können, welche die verheerende Reaktion des Körpers offenbar fördern. „Zum einen nennen sie einen körpereigenen Botenstoff, Interleukin-15, zum anderen Retinsäure, die aus Vitamin A gebildet werden kann.

Hierbei wurden Gewebeproben von Menschen mit Gluten-Unverträglichkeit genommen und es zeigte sich, dass deren Interleukin-15-Werte im Darm erhöht waren. Außerdem wurde der Botenstoff Interleukin-15 ebenfalls an Tieren getestet. Hierfür wurde die Substanz in den Verdauungsapparat von Mäusen, die genetisch besonders anfällig für die Krankheit waren, eingeschleust. Daraufhin entwickelten diese relativ früh Zöliakie-Symptome. Wurde Interleukin-15 jedoch blockiert, konnte dies den Ausbruch der Krankheit verhindern. So hoffen die Forscher, dass ihre Arbeit dabei hilft, ein Medikament gegen das Leiden zu entwickeln“, da Betroffenen bisher nur eine vollständig glutenfreie Ernährung hilft.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,744573,00.html
http://www.dzg-online.de/medizin.6.0.html